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21

February

2024

Internationaler Tag der Muttersprache

Heute, am 21. Februar, ist der internationale Tag der Muttersprache, ein Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit".
Das hat mich dazu angeregt, darüber nachzudenken, was Muttersprache eigentlich für mich persönlich bedeutet.
Muttersprache wird definiert als eine Sprache „die man als Kind von den Eltern oder anderen Bezugspersonen gelernt hat und im primären Sprachgebrauch verwendet“. Sie wird auch als Erstsprache bezeichnet, weil es natürlich auch die Sprache des Vaters sein kann, mit der ein Kind heranwächst.
Aber ist das dann wirklich die Sprache, die ich am besten spreche?
Wenn ich in Deutschland aufwachse und in der Familie sowie im Freundeskreis eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird, so ist dies meine „Muttersprache“. Bei mir persönlich war das aufgrund meiner australischen Mutter Englisch. Ich spreche bis heute mit ihr Englisch. Und Deutsch ist – obwohl ich hier lebe und aufgewachsen bin – meine Zweitsprache oder zweite Muttersprache. Deutsch habe ich erst im Kindergarten gesprochen.
Dann bin ich aber in Deutschland zur Schule gegangen, und habe meine Bildung zunächst auf Deutsch erworben. Deutsch ist also meine Bildungssprache. Englisch in der Oberstufe fiel mir sogar relativ schwer, weil dort Themen diskutiert wurden, mit denen ich zuhause nicht in Berührung kam und für die mir der Wortschatz fehlte. Wenn ich bei Freundinnen zu Besuch war, fehlten mir hingegen deutsche Begriffe aus dem Haushaltskontext, mütterliche Ermahnungen, Kinderlieder oder die Kenntnis deutscher Kinderbücher, etc.
Meine chinesische Freundin konnte zwar Chinesisch sprechen, weil es ihre Muttersprache war (ihre Eltern konnten kaum Deutsch), konnte aber auf Chinesisch weder lesen noch schreiben, weil das ja bekanntlich nicht mal „eben so“ zu erlernen ist. Zur Schule gegangen ist sie in Deutschland.
Ich hingegen habe mein ganzes Leben vorrangig auf Englisch gelesen, sodass mein Wortschatz und meine Ausdrucksweise auf Englisch oft eher gehoben klingen, wohingegen mein Deutsch – die Sprache, die ich mit Gleichaltrigen erlernt habe – umgangssprachlich ist.
Mein Berufsleben hat dann mehr und mehr auf Englisch stattgefunden, sodass mir in diesem Kontext englische Redewendungen eher in den Sinn kommen als deutsche.
Auch mit meinen Kindern habe ich zunächst Englisch gesprochen. Ich kannte keine deutschen Kinderlieder, wohingegen mir die englischen Nursery Rhymes und Kinderbücher völlig vertraut waren. Trotzdem waren Äußerungen, die mir so rausgerutscht sind, dann doch eher auf Deutsch.
Ich denke, dass „Muttersprache“, wenn man zwei- oder mehrsprachig aufwächst oder sozialisiert ist, kontextgebunden und bei jedem sehr unterschiedlich ist. In bestimmten Bereichen des Lebens hat die eine Sprache, in anderen hingegen die andere Sprache mehr Gewicht.
Mehrsprachigkeit ist ein unglaublich spannendes Thema, auf jeden Fall aber ist Mehrsprachigkeit eine riesige Bereicherung und ich bin unendlich dankbar für die Möglichkeiten, die sie mir eröffnet hat, nicht zuletzt den Weg zu meinem Beruf.

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